Kurz vor dem Beginn des Ausbildungsjahres 2016 sucht so manches Unternehmen noch nach Azubis. Gerade für kleinere Unternehmen sind offene Lehrstellen ein häufiges Problem. Viele Kleinunternehmer wissen nicht, wie sie Schüler und zukünftige Auszubildende ansprechen sollen. Dazu kommen Zeitmangel und oftmals keine durchdachte Recruiting-Strategie.
Jedoch haben auch jetzt im August noch immer nicht alle Schulabgänger eine Ausbildungsstelle gefunden. Zudem gibt es auch viele junge Erwachsene, die noch keinen Berufsabschluss haben, diesen aber gerne nachholen würden. Dies bietet Kleinunternehmern die Chance auch kurzfristig doch noch den Einen oder Anderen passenden Auszubildenden zu finden.
Es stellt sich in erster Linie die Frage, wie und vor allem wo solche Bewerber angesprochen werden können.
1. Suche auf eigene Faust
Eigene Kommunikationskanäle zu nutzen ist generell die günstigste Variante und damit vor allem für kleinere Betriebe sehr wichtig. Hier werden hauptsächlich Bewerber aus dem näheren Umfeld des Unternehmens angesprochen, da sie meist eine indirekte oder direkte Beziehung zum Betrieb haben.
a) Mundpropaganda
Bei der Wahl des Ausbildungsbetriebes gehen Jugendliche in der Regel Risiken ein. Um diese Risiken zu minimieren, suchen sie nach Hinweisen bei Vertrauenspersonen aus dem sozialen Umfeld. Eine Empfehlung eines potenziellen Ausbildungsbetriebs aus dem persönlichen Umfeld des werdenden Azubis ist wohl die wertvollste Werbung die ein Betrieb bekommen kann.
Mundpropaganda hilft nicht nur auf lange Sicht, auch wenige Wochen vor Ausbildungsbeginn kann diese Form der Werbung noch den richtigen Auszubildenden in den Betrieb bringen.
Im ersten Schritt sollten alle Mitarbeiter über den offenen Ausbildungsplatz informiert werden. Zufriedene Mitarbeiter werden gerne Werbung für den Betrieb und das Ausbildungsangebot machen. Neben den Mitarbeitern können auch Freunde und Bekannte über die Ausbildungsmöglichkeit informiert werden.
Eine kleine Notiz, beispielsweise im Verkaufsraum, kann auch den Einen oder Anderen Interessenten direkt auf die offene Lehrstelle aufmerksam machen.
b. Soziale Medien
Im Vergleich zu großen Unternehmen nutzen Kleinbetriebe deutlich seltener das Internet bei der Bewerbung von Ausbildungsplätzen. Als junge Zielgruppe verbringen potentielle Azubis jedoch sehr viel Zeit im Internet, nicht nur zum Freizeitvertreib, sondern auch gezielt zur Informationsrecherche. Daher ist es sinnvoll die Suche nach Auszubildenden auch aufs Internet zu verlagern. Soziale Netzwerke, vor allem Facebook sind vor allem für lokale, kleine Betriebe ein sehr hilfreiches Instrument um auch noch kurzfristig potentielle Azubis zu erreichen. Ein Post auf dem eigenen Facebook-Firmen-Profil oder auch dem persönlichen Profil gleicht der oben beschriebenen Mundpropaganda, hat aber eine viel größere Reichweite. Der Post sollte die wichtigsten Informationen über die Ausbildungsstelle und den Betrieb enthalten. Gewisse Hashtags, wie zum Beispiel der Städtenamen des Firmenstandortes, die Berufsbezeichnung oder die Ausbildungsart steigern nochmals die Reichweite, da der Post leichter gefunden werden kann.
2. Suche durch Vermittlungen
Die Nutzung der oben genannten, unmittelbaren Kanäle, die jedem Betrieb zur Verfügung stehen ist der erste Schritt. Allerdings können sie zeitaufwendig und langwierig sein. Die folgenden Vermittler können den Prozess beschleunigen und sind vor allem Stellen, an die sich auch suchende Schüler direkt wenden können.
a) Schulen
Viele Schulen bieten Berufsvorbereitungsmaßnahmen an. Aus diesem Grund sind Schulen für viele Schüler – auch für frische Schulabgänger noch der erste Anlaufpunkt, wenn es um Ausbildungsplätze geht. Lehrer fungieren hier auch nach Ferienbeginn gerne als Vermittlungspersonen, da sie daran interessiert sind, ihre Schüler an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu vermitteln. Ein Kontaktaufbau zu Schulen und dem angestellten Lehrpersonal gibt beispielsweise die Möglichkeit neue Schulabgänger als Azubis zu gewinnen. Lehrer kennen ihre Schüler persönlich und wissen genau, wer noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist und können eventuell auch spezifische Schüler, die einen Ausbildungsplatz in einer bestimmten Branche suchen und die nötige Motivation mitbringen, weiterempfehlen.
b) Arbeitsamt
Das Arbeitsamt ist neben den Schulen oftmals der erste Ansprechpartner für Schulabgänger im Berufsleben. Viele Schüler kennen die Berufsinformationszentren des Arbeitsamtes bereits auch aus den Schulen. Der „Arbeitgeber-Service“ der Agentur für Arbeit kann Kontakte zu Kammern, Verbänden, Schulen oder Berufsberatern herstellen. Auch eine kostenlose Eintragung des Ausbildungsangebotes in der Jobbörse der Arbeitsagentur kann verschiedenste Bewerber aufmerksam machen. Als größtes Online-Jobportal Deutschlands kann hier eine sehr große Reichweite erzielt werden.
c) IHK und Handwerkskammer
Abhängig vom Betrieb, Industrie, oder Handwerksbetrieb bieten Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern online Ausbildungsbörsen an, die Schüler – auch noch kurzfristig – nutzen können, um Lehrstellen zu finden. Kleinbetriebe und Unternehmen können ihr Ausbildungsangebot hier kostenlos eintragen lassen, indem sie mit einer IHK oder HWK in ihrer Nähe Kontakt aufnehmen. Bei der IHK können Lehrstellen in der online Lehrstellenbörse inseriert werden. Die Handwerkskammer bietet ein so genanntes Lehrstellen-Radar an, auf dem Betriebe ihr Ausbildungsangebot über die lokalen Handwerkskammern listen lassen können.
3) Stellenanzeigen in lokalen Zeitungen
Eine Anzeige in einer lokalen Zeitung erreicht nicht nur werdende Azubis, sondern auch deren Eltern, Freunde oder auch andere Bezugspersonen. Kurz vor dem Start des Ausbildungsjahres kann eine solche Reichweite weitaus mehr Bewerber auf das Ausbildungsangebot aufmerksam machen, als die betriebseigenen Kommunikationskanäle. Somit ergibt sich eine erweiterte Mund-zu-Mund-Propaganda. Eine Stellenanzeige in einer Zeitung ist zwar mit einem finanziellen Aufwand verbunden, trägt aber auch zum positiven Ruf des Betriebes bei, da sie die Ausbildungsbereitschaft des Unternehmens darstellt. Angesichts der jungen Zielgruppe sollte eine Stellenanzeige ansprechend gestaltet sein.
Neben einem ansprechenden und Zielgruppengerechten Design, sind folgende Angaben essentiell für eine Stellenanzeige mit dem Ziel Azubis zu finden:
- Name des Betriebs mit Kontaktadresse + Ansprechpartner
- Beginn der Ausbildung
- Ausbildungsberufsbezeichnung
- Anforderungen an den Bewerber
- Leistung des Betriebes
- Art und Umfang der Bewerbung
- Bewerbungsfrist
Auch wenn der Ausbildungsbeginn naht und die sinkenden Bewerberzahlen die Nachwuchsgewinnung für Betriebe immer schwieriger macht, gibt es auch kurzfristig immer noch gute Chancen die Eine oder Andere freie Lehrstelle zu besetzen. Dafür stehen Betrieben viele verschiedene, kostengünstige Möglichkeiten zur Verfügung, um mit potentiellen Auszubildenden Kontakt aufzunehmen. So können die eigenen Kanäle genutzt aber auch Vermittler, wie das Arbeitsamt oder die Handwerkskammern hinzugezogen werden. Im Zweifelsfall kann auch eine Annonce in einer regionalen Tageszeitung weiterhelfen. So kann trotz Zeitmangel und geringer Ressourcen noch der passende Bewerber gefunden werden.